Schluss. Aus. Game Over. Ich bin zurück in Hamburg.

im Hellströms durch den Abend (Stockholm)

Das letzte Bier im Pub. Es läuft Rockmusik und ich warte auf Freunde. Das gute an Kleinstädten ist, und das habe ich in Sortland gelernt, dass es nur eine Bar gibt und man alle Freunde dort trifft. Das schlechte an Großstädten ist, dass es tausend Bars gibt und man nie weiß, wo man sich treffen soll. Alternativen sorgen für hemmungsloses Diskutieren – am Ende habe alle keine Lust mehr und bleiben Zuhause.

von Stockholm nach Sortland – Reiseprotokoll

15.57 Uhr
Ich sitze im Bus nach Haninge. Ich habe ihn knapp doch nicht verpasst, nachdem ich mein Zugticket suchen musste, das ich irgendwo in meine Tasche mit den tausend Fächern gesteckt habe – ich wusste nur nicht in welche und vor lauter Suchen war ich mir dann nicht mehr sicher, ob ich es überhaupt schon eingepackt habe und durchsuchte mein Zimmer und fand den Fahrschein zehn Minuten später, vier Minuten bevor der Bus kommt, in meiner Tasche zusammen geknüllt unter tausend Dingen.

Crossing the Arctic Circle

60 km/h Schweden

auf halber Strecke

Auf dem Weg ins Skierholungsgebiet: es ist dunkel, es ist kalt und die Wolken am Himmel, die über kleine Städte mit neuhistorischer Industriegeschichte schweben, sehen aus wie orangene Polarlichter. Wir waren den halben Tag gefahren und verbringen die Nacht auf halber Strecke im schwedischen Niemandsland in einem Vandrahem, die schwedische Art von Jugendherberge.

Hundekälte

Der Hund will nicht raus, bei minus 13 Grad ist sein Wille gebrochen. Irgendwann knurrt er doch. Er weiß, dass der Teppich nicht nass werden darf.

Kirche und Faust

Ich war am Sonntag in der Kirche, einer stattlich großen in Östermalm, die mit der riesigen Kuppel. Gottesdienste interessieren mich nicht sonderlich. Ich akzeptiere die Leute, die ihr Leben im Glauben an Gott ausrichten, solange ihr Glauben gemäßigt ist und nicht aufgrund einer wie auch immer ausgearteten Orthodoxie in einem Gedankenkäfig wohnt, der vor dreihundert Jahren mal gebaut wurde und ihre Weltsicht deswegen mehr Dinge ablehnt als akzeptiert.

Wenn außer der Schwerkraft keine weiteren Kräfte wirken, herrscht Schwerelosigkeit

Vielleicht habe ich noch 60 vor mir. Ich meine die Jahre, die sich wie Tetrisbausteine vor mir aufbauen und einstürzen werden, mit Lücken dazwischen, die ich mit dem Inhalt meines Gedächtnisses versuchen werde zu füllen. Ich hoffe, dass diese Hohlräume niemals leer bleiben werden, sondern einfach nur schwerelos.

von Göteborg und ein paar Menschen dort

Ich war vorher noch nie in Göteborg und weil ich da noch nie war, fuhr ich am Wochenende mit einem Freund dorthin. Stockholm – Göteborg, 7 Stunden Überlandbus mit Halt in allen -köpings, die sich in Schweden auftreiben lassen und mit kostenlosem Internet an Bord.

Das noch nicht gelüftete Geheimnis der Unterschicht von Dalarö

Dalarö ist ein kleines Städtchen am Wasser, 40 Kilometer südöstlich von Stockholm mit hübschen Prinzessinnenhäusern aus bunt angemaltem Holz und einem kleinen Hafen mit einem Kiosk, in dem es neben DVDs und Brötchen auch Angelhaken und Motoröl gibt. Am felsigen Ufer thronen stolz protzige Häuser, die allen Besuchern zeigen, was man sich mit viel Geld alles leisten kann. Von der Kiespromenade am Wasser führen steile Treppen nach oben, wo noch größere Häuser dem Wohlstand dieses Landes ein Denkmal verpassen. Die Treppen werden im Winter nicht gestreut. Wer hier wohnt, der braucht keine Sozialhilfe, nur festes Schuhwerk. Könnte man meinen.